Dieses Blog durchsuchen

25. Februar 2011

Prinz Georg der Drachentöter


In vielen Städten Norddeutschlands gibt es St. Georgs- (oder plattdeutsch St. Jürgen) Kapellen, die im Andenken an den mutigen Ritter Georg, der den Kampf mit dem Drachen aufnahm und ihn besiegte, gestiftet wurden.

Schon im 3. Jahrhundert soll Prinz Georg den riesigen Lindwurm oder Drachen getötet haben, als dieser sich eines jungen Mädchens bemächtigte.

Als Märtyrer soll Ritter Georg dann enthauptet und später von der Kirche heiliggesprochen worden sein. Wahrscheinlich kam die Verehrung dieses Heiligen durch die Kreuzfahrer aus dem Orient in das Abendland.
In allen europäischen Ländern wird der heilige Georg noch verehrt. Die Katholiken reihten ihn in die 14 großen Nothelfer ein.

Dargestellt wird er auf einem Schimmel  reitend mit der Lanze einen unter dem Pferd am Boden sich krümmenden Drachen durchbohrend.

Es gibt auch Bilder ohne Pferd, wo er im Harnisch auf dem Drachen steht und in der Rechten das Schwert schwingt.

So auch in Neubrandenburg, wo die St. Georgs-Kapelle noch an ihn erinnert.
In der näheren Umgebung dieser Stadt hausten mehrere Lindwürmer, die die Menschen und Tiere bedrohten und sich in heimlichen Verstecken unsichtbar machten.

Bei Sonnenschein lagen sie wie ein umgebrochener Baum ausgestreckt und leblos umher, und der Vorübergehende wurde getäuscht.
Wenn er erkannte, dass es sich um einen Lindwurm handelte, war es schon zu spät, und er war schon ein Opfer der Untiere.

Zwischen Stavenhagen und Neubrandenburg lebte in uralten Zeiten so eine Lindwurmfamilie, die dort auf der Blankenhöfer und Geveziner Feldmark ihr Unwesen trieb.
Sie räkelten sich sogar auf der Landstraße.

So geschah es, dass ein Fuhrmann von einem Lindwurm bis ans Treptower Tor verfolgt wurde und nur unter Aufbietung seiner letzten Kräfte sich in die Stadt retten konnte.

Der Lindwurm belagerte das Tor und ließ niemanden hinein oder heraus.
In dieser Situation erschien der Prinz Ritter Georg und erbot sich, das Ungeheuer zu vernichten.
Stark und groß, wie Ritter Georg war, holte er mit seinem Schwert aus und hieb dem Drachen den Schwanz ab.
Hierin lag die größte Kraft des Tieres, und es musste nun langsam verbluten.

Ritter Georg zu Ehren errichtete die dankbare Stadt eine Kapelle – St. Georgs-Kapelle.
Das Bild des Drachentöters schmückte das Innere der Kapelle.
Aus: Annalise Wagner: Die Teufelsmühle : und andere Sagen von Drachentötern, Räubern und Wiedergängern / Annalise Wagner. Ill. von Werner Schinko. - 1. Aufl. - Neustrelitz : Karbe-Wagner-Archiv, 1973. - 79 S. : Abb.  - (Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs ; Heft 13)

22. Februar 2011

Der Teufelsstein am Tollense-See



Ein mächtiger Findling (Geschiebe aus der Eiszeit) lag unweit von Broda, zwischen der Halbinsel Gatsch und Meiershof. Die Sage hat uns darüber folgendes berichtet:

Fährt man im Boot durch das dichte Schilf an den zu Füßen einer mächtigen Kiefer liegenden Stein heran, sieht man auf seiner, dem See zugekehrten Seite den Abdruck eines riesigen Ohres.

Es gibt viele Teufelssteine in unserer Endmoränenlandschaft, die alle sonderbare Abdrücke aufweisen.
Manche haben Fußspuren, manche Handabdrücke usw. Die Phantasie des Volkes brauchte sich nicht sehr anzustrengen, um eine Geschichte dieses Steins zu erfinden. So auch hier.

(C) Elke Riedel
In grauer Vorzeit wohnte  unweit des Schneidergrundes der Teufel, ihm gegenüber im Räubergrund bei Klein Nemerow der Vogel Greif.

Stets waren sie gut miteinander ausgekommen, bis es eines Tages zu Streitereien kam. Der riesige Greif nahm  mit seinen Fängen einen großen Stein auf, um ihn über den See nach dem Teufel zu werfen. Der erste Wurf misslang, aber der Greif war hartnäckig und wiederholte den Wurf.
Schließlich traf er mit einem Stein den Kopf des Teufels tödlich und zwar seitlich am Ohr. Das Ohr des Teufels hatte sich tief im Stein abgeformt.

Der Teufel aber war von dieser Zeit an verschwunden, er hatte in dem Greif einen hartnäckigen Meister  gefunden, der ihn im Zweikampf zur Strecke brachte.
Aus: Annalise Wagner: Die Teufelsmühle : und andere Sagen von Drachentötern, Räubern und Wiedergängern / Annalise Wagner. Ill. von Werner Schinko. - 1. Aufl. - Neustrelitz : Karbe-Wagner-Archiv, 1973. - 79 S. : Abb.  - (Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs ; Heft 13)

Die Teufelsmühle


Vor uralten Zeiten lebte in der Heidmühle im Mühlental ein junger Müller, der mit dem Teufel einen unseligen Pakt geschlossen hatte. Natürlich nur deswegen, um ein üppiges Leben führen zu können.

Sein Tun und Treiben ging so weit, dass man ihn den Teufelsmüller nannte. Aber von seiner Wesensart gab es noch mehr im alten Land Stargard.
So saß in der Nonnenmühle  ein ähnlicher Teufelsmüller, der sein Partner wurde. Der Teufel forderte jeden Monat von dem Heidmüller eine Seele und strich dafür einen ansehnlichen Lohn ein, der ihm ein angenehmes Leben ermöglichte.
Dass es nicht richtig in der Heidmühle zuging, und stets die Gesellen nach kurzer Zeit wieder verschwanden, war schon in weitem Umkreis bekannt. Aber es war nicht herauszubekommen, ob die Gesellen wieder weiter wanderten oder ob sie Tod oder Krankheit erlitten.

Nun kam eines Tages ein wandernder Geselle aus dem Schwabenland mit „Grüß Gott“ ins Müllerhaus und bat um Dienst für eine gute Weile. Er kam schon von weit her und sah ziemlich abgerissen aus. Die eingefallenen Wangen ließen  erkennen, dass bei ihm wohl Schmalhans Küchenmeister war.

Der Meister stellte ihn sofort mit kollegialer Freundlichkeit ein, und der Geselle begann am zweiten Tag gleich mit der Arbeit. Die erste Arbeit bestand darin, eine große Fuhre Sägespäne in die beim Hof liegende tiefe Grube zu schütten. Diese Grube war der Inbegriff des Teuflischen, denn wenn die Ladung ziemlich entleert war, kam der Meister und machte geschickte Manipulationen, natürlich völlig unauffällig, und eins fix drei stieß er den am Rand der Grube stehenden Gesellen in die Tiefe, denn er musste ja seinen Vertrag mit dem Teufel, monatlich eine Seele abzuliefern, einhalten.

Diesmal schien er sich jedoch verrechnet zu haben, denn der Geselle weigerte sich, die Fuhre abzuladen, da diese Arbeit nicht zu seinen Obliegenheiten gehöre.

(C ) panoramio com
Der Teufelsmüller fing an zu fluchen, da seine Rechnung diesmal nicht aufgehen wollte, und ging wütend auf den Gesellen zu. Es gab eine handgreifliche Auseinandersetzung dicht am Rand der Grube.
Der beherzte Müllergeselle hatte des Meisters teuflisches Spiel erkannt und packte ihn beim Kragen, stürzte ihn in die Tiefe und mit donnerndem Gepolter fiel dabei auch die ganze Mühle in sich zusammen.
Graugelber Schwefeldampf stieg in dicken Schwaden empor und ballte sich über der Grube zusammen, die den Teufelsmüller verschlungen hatte.

Froh und erleichtert schnürte der Müllergeselle seine Ranzen und bediente sich im stehengebliebenen Wirtschaftsgebäude in der Speisekammer mit Wurst, Speck und Brot, denn eine gute Wegzehrung stand ihm nach altem Brauch zu.

Fortan mieden die wandernden Gesellen die Heidmühle, auch als sie später wieder aufgebaut war, denn sie wurde als Teufelsmühle in Acht und Bann getan.

Aus: Annalise Wagner: Die Teufelsmühle : und andere Sagen von Drachentötern, Räubern und Wiedergängern / Annalise Wagner. Ill. von Werner Schinko. - 1. Aufl. - Neustrelitz : Karbe-Wagner-Archiv, 1973. - 79 S. : Abb.  - (Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs ; Heft 13)