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9. März 2011

Spuk am Friedländer Tor

Friedländer Tor (C) Elke Riedel
Friedländer Tor (C) Elke Riedel











Noch vor etwa 150 Jahren soll es um die Mitternachtsstunde im Friedländer Tor nicht geheuer gewesen sein.
Die Nachtwächter mieden das Tor und seine nähere Umgebung.
Vor und nach Mitternacht konnte jeder ungefährdet das Tor passieren und sich in seiner Nähe aufhalten. Aber zur Geisterstunde, um Mitternacht, zeigte sich stets eine weiße Gestalt, die jedem, der sich zu nähern wagte, die ausgestreckten Arme entgegenhielt.
Dazu trat ein schwarzes Ungeheuer in Gestalt eines riesigen Ebers auf, das im Gang des äußeren Tores sein Unwesen trieb und unheimliche Laute von sich gab, die man bisher von einem Schwarzwildtier nie vernommen hatte.
Eine große Umfrage, was geschehen soll und könnte, ob nicht jemand den Mut hätte, diesem ungeheuerlichen Spuk entgegenzutreten, blieb lange Jahre erfolglos.
Schließlich aber meldete sich der Stadtjäger. Ein stattlicher  Mann von 45 Jahren, der wohl Gottesfurcht hatte, aber beileibe keine Angst vor dem Teufel.
Er wollte sich den Weg durch beide Tore erzwingen. 
Genau zur Mitternachtsstunde begann er vom äußeren Tor her seinen Gang und damit den Kampf mit den bösen Mächten.

Er kam jedoch nur bis auf den Weg, der vom äußeren zum inneren Tor führt.
Am nächsten Morgen fand man ihn dort tot liegend auf. 
Er hatte sich geopfert, der Spuk aber war von diesem Tage an gebannt und ist nie wieder aufgetreten.

Aus: Annalise Wagner: Die Teufelsmühle : und andere Sagen von Drachentötern, Räubern und Wiedergängern / Annalise Wagner. Ill. von Werner Schinko. - 1. Aufl. - Neustrelitz : Karbe-Wagner-Archiv, 1973. - 79 S. : Abb.  - (Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs ; Heft 13)