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22. Februar 2011

Die Teufelsmühle


Vor uralten Zeiten lebte in der Heidmühle im Mühlental ein junger Müller, der mit dem Teufel einen unseligen Pakt geschlossen hatte. Natürlich nur deswegen, um ein üppiges Leben führen zu können.

Sein Tun und Treiben ging so weit, dass man ihn den Teufelsmüller nannte. Aber von seiner Wesensart gab es noch mehr im alten Land Stargard.
So saß in der Nonnenmühle  ein ähnlicher Teufelsmüller, der sein Partner wurde. Der Teufel forderte jeden Monat von dem Heidmüller eine Seele und strich dafür einen ansehnlichen Lohn ein, der ihm ein angenehmes Leben ermöglichte.
Dass es nicht richtig in der Heidmühle zuging, und stets die Gesellen nach kurzer Zeit wieder verschwanden, war schon in weitem Umkreis bekannt. Aber es war nicht herauszubekommen, ob die Gesellen wieder weiter wanderten oder ob sie Tod oder Krankheit erlitten.

Nun kam eines Tages ein wandernder Geselle aus dem Schwabenland mit „Grüß Gott“ ins Müllerhaus und bat um Dienst für eine gute Weile. Er kam schon von weit her und sah ziemlich abgerissen aus. Die eingefallenen Wangen ließen  erkennen, dass bei ihm wohl Schmalhans Küchenmeister war.

Der Meister stellte ihn sofort mit kollegialer Freundlichkeit ein, und der Geselle begann am zweiten Tag gleich mit der Arbeit. Die erste Arbeit bestand darin, eine große Fuhre Sägespäne in die beim Hof liegende tiefe Grube zu schütten. Diese Grube war der Inbegriff des Teuflischen, denn wenn die Ladung ziemlich entleert war, kam der Meister und machte geschickte Manipulationen, natürlich völlig unauffällig, und eins fix drei stieß er den am Rand der Grube stehenden Gesellen in die Tiefe, denn er musste ja seinen Vertrag mit dem Teufel, monatlich eine Seele abzuliefern, einhalten.

Diesmal schien er sich jedoch verrechnet zu haben, denn der Geselle weigerte sich, die Fuhre abzuladen, da diese Arbeit nicht zu seinen Obliegenheiten gehöre.

(C ) panoramio com
Der Teufelsmüller fing an zu fluchen, da seine Rechnung diesmal nicht aufgehen wollte, und ging wütend auf den Gesellen zu. Es gab eine handgreifliche Auseinandersetzung dicht am Rand der Grube.
Der beherzte Müllergeselle hatte des Meisters teuflisches Spiel erkannt und packte ihn beim Kragen, stürzte ihn in die Tiefe und mit donnerndem Gepolter fiel dabei auch die ganze Mühle in sich zusammen.
Graugelber Schwefeldampf stieg in dicken Schwaden empor und ballte sich über der Grube zusammen, die den Teufelsmüller verschlungen hatte.

Froh und erleichtert schnürte der Müllergeselle seine Ranzen und bediente sich im stehengebliebenen Wirtschaftsgebäude in der Speisekammer mit Wurst, Speck und Brot, denn eine gute Wegzehrung stand ihm nach altem Brauch zu.

Fortan mieden die wandernden Gesellen die Heidmühle, auch als sie später wieder aufgebaut war, denn sie wurde als Teufelsmühle in Acht und Bann getan.

Aus: Annalise Wagner: Die Teufelsmühle : und andere Sagen von Drachentötern, Räubern und Wiedergängern / Annalise Wagner. Ill. von Werner Schinko. - 1. Aufl. - Neustrelitz : Karbe-Wagner-Archiv, 1973. - 79 S. : Abb.  - (Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs ; Heft 13)